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Eigentlich wollte ich mich dem W-Thema entziehen um nicht auch noch einer der zahlreichen Co-Kommentatoren, Schulterklopfer, Schenkelklopfer(?) und Trittbrettfahrer zu werden, die sowieso schon seit dem Sieg von Conchita Wurst beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (das klingt auch besser als #ESC oder "Eurovision Song Contest") durchs Land eilen, in die Kameras grinsen oder sich die Finger wund tippen. Da bedarf es erst einer vor Intelligenz strotzenden parlamentarischen Anfrage der #FPÖ bzw. deren Abgeordneten Herbert Kickl um dieses Gelübde zu brechen.

Man mag einen Empfang im Bundeskanzleramt natürlich immer kritisch sehen, insbesondere wenn dabei Steuergelder ausgegeben werden. Wenn man diese Anfrage aber dermaßen dumm-dreist wie Kickl stellt, dann stellt sich auch die Gegenfrage, was denn die Beantwortung dieser Anfrage unter Verwendung von staatlichen Ressourcen dem Steuerzahler kostet? Warum hat Kickl eigentlich nicht gefragt, ob es auch teure Wurst beim Empfang gegeben hat? Aus diesem Grund will ich dem österreichischen Staat, bzw. unserem Herrn Finanzminister beim Kostensparen helfen und gleich einen Antwortvorschlag für das Bundeskanzleramt liefern:

Frage 1. von Kickl: "Welches gesellschaftspolitische Signal will der Bundeskanzler im Sieg von Thomas Neuwirth beim European Song Contest erkannt haben und will er damit zum Ausdruck bringen, dass Thomas Neuwirth nicht aufgrund seiner Sangesleistung sondern aufgrund seiner sexuellen Orientierung gewonnen hat?"

Den ersten, nach einem halben Jahrhundert aus Österreich stammenden und vom österreichischen Staatfernsehen (ORF) entsandten, Sieger des #ESC im Bundeskanzleramt zu empfangen hat in erster Linie weder damit zu tun, wie, bzw. mit welchem Hintergrund dieser den Wettbewerb gewonnen hat. Die Tatsache alleine, dass jemand einen international wesentlichen und viel beachteten Wettbewerb gewonnen hat, sollte den Empfang bereits rechtfertigen.

Mit derselben Frage könnte man auch sämtliche Empfänge und Ehrungen für Sportler_innen und andere Gewinner_innen von internationalen Wettbewerben in Frage stellen. Den internationalen Jurys und den Bewertungen des ESC zu unterstellen, dass diese nicht die künstlerischen Leistungen, sondern "nur" einer Botschaft zum Sieg verholfen hätten, ist deshalb bestimmt nicht die Intention eines Empfanges im Bundeskanzleramt. Künstlerische Leistungen, sind aber auch immer im Lichte der Gesellschaft zu sehen in der sie dargeboten werden. Als Rechtfertigung für einen Empfang des Bundeskanzlers ist es im Grunde Wurscht, ob der Sieg trotz der Botschaften, die Conchita transportierte oder wegen dieser, zustande kam. Kunst transportiert immer auch eine gesellschaftliche Botschaft und diese ist immer auch Teil der Kunst.

Frage 2. von Kickl: "Welche Reformen im Bereich der Rechte Homosexueller denkt der Bundesminister an?"

Die Anfrage von Herrn Kickl wird bewusst in einen Zusammenhang mit den Kosten für den Empfang von Thomas Neuwirth alias Conchita am 18. Mai im Bundeskanzleramt gestellt. Aus dem Anlass des Empfanges alleine, bereits konkrete Reformen hinsichtlich der Rechte Homosexueller abzuleiten, entbehrt jeglicher Grundlage.

Frage 3 und 4 überlasse ich gerne dem Innenressort, weil die das bestimmt besser können. Auch bei Frage 5: "Warum sind auf den umliegenden Dächern Scharfschützen der Polizei positioniert worden?" ist dies sicher der Fall. Jedoch sei die Bemerkung erlaubt, dass Scharfschützen bestimmt nicht notwendig gewesen wären, wenn die oftmals latente aber ständige Hetze und Polemik von Politikern des rechten Randes nicht Menschen in Angst und Schrecken versetzen würde, die sich nur eines vorwerfen können, nämlich nicht den gesellschaftlichen Normen ihrer Kritiker zu entsprechen.

Aber es ist gut, dass die parlamentarische Anfrage von Herrn Kickl eigentlich nur eines ist: "Wurscht". Sonst müsste man ihm die Kostenfrage zurück stellen.